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Was kleine Camcorder können – und was nicht

Am Anfang war der Camcorder. Zumindest bei mir: Ein billiges Gerät von Canon mit einer Kassette und einer Zoom-Wippe. Gekauft hatte ich den damals nur, weil meine Frau und ich immer wieder Artikel schreiben mussten, in denen es um Video ging. Viel gefilmt habe ich damit nicht.

2010 habe ich mir dann eine Panasonic HDC SD707 geholt. Knapp 1.000 Euro hat der kleine Camcorder gekostet, der doch einiges kann. Ich verwende ihn heute noch gelegentlich.

Das schöne an der SD707: Sie war und ist meine erste HD-Kamera. Und sie kann 1080/50p – also 50 Vollbilder pro Sekunde aufnehmen. Richtig sinnvoll ist das eigentlich nur bei Sportaufnahmen oder anderen schnellen Bewegungen. Aber hey, 50p ist doppelt so viel wie 25p.

Meine erste HD-Kamera war die kleine SD707 von Panasonic. Die kann ziemlich viel für die kompakte Größe.
Meine erste HD-Kamera war die kleine SD707 von Panasonic. Die kann ziemlich viel für die kompakte Größe.

Was ist denn nun so toll an den kleinen Camcordern?

Der erste Vorteil der kleinen Camcorder ist: sie sind klein. So klein, dass sie fast in eine Jackentasche passen. Man kann sie mit einer Hand bedienen. Und sie funktionieren automatisch, sind also die idealen Geräte für „Run & Gun“, also „Rausgehen und Draufhalten“.

Urlaubsvideos, einfache Dokus, Sportfilme, Webvideos – was auch immer. Mit einem der aktuellen Camcorder können Sie solche Projekte verwirklichen. Die optischen Voraussetzungen reichen für den Alltag – es gibt einen Zoom und ein Ausklapp-Display, dessen Qualität oft besser ist, als bei großen Kameras. Wenn ich das Display einer halbwegs aktuellen XM909 von Panasonic mit dem der 15mal teureren Sony PMW F3, einem großen Camcorder, vergleiche, verliert die Sony.

Kleine Kamera, tolles Display bei der X900M.
Kleine Kamera, tolles Display bei der X900M.

Das geringe Gewicht ist ein weiterer Vorteil. Einen Camcorder samt leichten Fotostativ kann man auch mal einen Tag lang herumtragen ohne über Rückenschmerzen zu jammern.

Das Filmen „aus der Hand“ ist die Domäne der Camcorder. Deshalb haben sie auch meist sehr gute Bildstabilisatoren an Bord. Gegenüber den DSLR-Kameras sind die Camcorder hier enorm im Vorteil.

Die Nachteile der kleinen Camcorder

Mein größtes Problem mit den kleinen Dingern ist, dass sie zwar toll automatisch funktionieren, dass aber manuelle Einstellungen fürchterlich umständlich sind. Bei meiner SD707 habe ich einen Einstellring vorne an der Kamera. Den darf ich wahlweise mit der Schärfe oder dem Zoom belegen. Im manuellen Modus will ich die Schärfe auf dem Ring. Aber das muss ich erst extra in einem Menü einschalten. Übrigens hilft bei der Auswahl der Optionen im Menü wiederum der Einstellring.

Auch für Weißabgleich, Blende, Belichtungszeit und so weiter muss ich in die Menüs hinein. Das ist zu umständlich, wenn ich vor Ort schnell mal etwas drehen will. Dann bleibt nicht viel anderes, als sich auf den Automatikmodus zu verlassen. Und leider versagt der immer wieder, besonders, wenn es um den Weißabgleich geht.

Dumm auch: Sobald ich aus dem manuellen Modus in die Automatik und dann wieder in den manuellen Modus zurück schalte, sind alle Einstellungen verloren.

Zweites großes Problem ist das entstehende Videomaterial. Dessen Qualität reicht zwar, wenn die Aufnahmebedingungen gut sind. Aber es bleiben kaum Reserven für Farb- oder Helligkeitskorrekturen. Schuld ist das Codec: H.264 mit einer geringen Datenrate bietet einfach nicht viel Raum für Verbesserungen.

Die häufig verbauten 1/3-Zoll-Chips bringen einen weiteren Nachteil für alle, die mit der Bildästhetik spielen wollen. Die Schärfentiefe mit so kleinen Chips ist enorm hoch. Um einen unscharfen Hintergrund zu bekommen, müssen Sie weit hinein zoomen (für eine lange Brennweite) und die Blende ganz aufmachen. In kleinen Räumen ist das kaum möglich.

Zweiter Nachteil der Chips: Sie sind nicht so lichtempfindlich wie die großen Sensoren einer DSLR oder einer S35-Kamera. Zwar tun die Hersteller alles, um die Schwachlicht-Fähigkeiten der Camcorder zu verbessern. Aber die kleinen Chips haben da Nachteile.

Dennoch sind die Camcorder nicht schlecht, vor allem weil sie schnell einsatzklar sind. Und sie fallen kaum auf. Wann immer es in Menschenmengen hinein geht oder ich irgendwo unauffällig drehen will, ist so eine kleine Kamera praktisch. Ok, das habe ich auch von der DSLR behauptet. Was ist nun also besser zum unauffälligen Filmen? Sofern die Umgebung ablehnend auf Videokameras reagieren könnte, empfehle ich die DSLR. Wenn es eher aussehen soll, als würde ein Tourist oder Familienfilmer drehen, nehmen Sie den Camcorder.

Kauftipps für den Camcorder

Wenn Sie einen kleinen Camcorder kaufen wollen, achten Sie auf folgende Eigenschaften:

  • eine Mikrofonbuchse ist Pflicht
  • ein manueller Modus ist sehr hilfreich
  • zuschaltbare Gitterlinien helfen besonders Einsteigern bei der Bildgestaltung
  • die Aufnahme sollte in 1080p möglich sein
  • ein guter optischer Bildstabilisator hilft beim Drehen aus der Hand
  • der Aufnahmechip sollte so groß sein wie möglich, mindestens 1/3 Zoll
  • besser noch: Die Kamera sollte drei Chips haben, einen für jeden Farbkanal

Mein Fazit

Die kompakten Camcorder sind prima für dokumentarische Videos, Reisefilme oder einen schnellen Webcast zwischendurch. Ich verwende die kleine Kamera immer mal noch gerne als Zweit- oder Drittkamera, um zum Beispiel eine Bühnentotale aufzunehmen, während ich mit der anderen Kamera durch die Gänge hopse.

Bei szenischen Videos verlieren die Camcorder gegenüber der DSLR. Und gegenüber VJ-Camcordern fehlen ihnen eine Menge Bedienelemente. Dafür aber sind sie preisgünstig zu haben. Und das ist ja auch nicht zu verachten.

Martin Goldmann beim Seminar VideoproduktionMartin Goldmann

Ich helfe Unternehmen mit Coachings und Seminaren, bessere Videos zu drehen und arbeite regelmäßig als Redakteur oder Kameramann für Unternehmensvideos.
Darüber hinaus betreue ich mehrere Youtube-Kanäle mit zusammen 121.000 Videoabrufen im Monat (Durchschnitt Januar bis Dezember 2022).

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