Live Streaming? Super Thema. Habe ich doch schon vor Jahren mit Ustream gemacht. Aber das lief nicht so doll mit meinem alten SD-Camcorder und der Ustream-Plattform. Also habe ich es sein lassen. Doch jetzt probiere ich es noch einmal.
Denn nicht erst seit Facebook auch Livestreams anbietet, nimmt das Thema enorm Fahrt auf. Außerdem soll das Live Streaming auf der Digisaurier-Radreise #neudig eine große Rolle spielen. Auf jeden Fall vom Smartphone aus, vielleicht aber auch hier und da mal stationär mit einer größeren Kamera, einem Notebook und gutem Netz.
Lesen Sie hier über das Livestreaming mit der OBS-Alternative Ecamm Live.
Die FS5 via Netzwerk an Live Streaming anschließen
Den ersten Gedanken, es wieder mit Streaming zu probieren hatte ich, als ich die Netzwerkfunktionen meiner FS5 sah. Denn die Kamera streamt ein Videosignal mit einer Auflösung bis zu 1280×720 wahlweise über das angeschlossene Netzwerkkabel oder das WLAN. In der folgenden Galerie habe ich die Einrichtung des Streams kurz beschrieben.
Wichtig ist: Auf dem Empfänger-Computer – in meinem Fall ein Mac – muss eine Software laufen, die den Streaming-Port 1234 abgreift und das Signal verarbeitet.
OBS als Sendezentrum
Als Streaming-Software habe ich OBS ausgewählt. Der Grund: Das Programm ist Open Source und kostet damit erst einmal nichts. Eine ideale Grundlage zum Ausprobieren. (Mittlerweile verwende ich Ecamm Live auf dem Mac.)

Das Konzept von OBS: Ich richte ein Profil ein – das entspricht sozusagen einer Sendung. Innerhalb des Profils lege ich Szenen fest. Die können zum Beispiel bestehen aus:
- einem direkt eingespeisten Kamera-Signal
- der Webcam
- einem Standbild
- einem Video von der Festplatte
- einem Screenvideo vom aktuellen Bildschirm oder einem Fenster
Innerhalb einer Szene kann ich auch mehrere Quellen zusammenfassen, beispielsweise also ein Screenvideo plus dem Signal aus der Kamera.
Per Mausklick oder Pfeiltasten schalte ich dann zwischen den Szenen um – ganz wie es eine richtige Regie in einem Sender auch macht.
Praktisch ist es, dass man Szenen klonen kann. So lässt sich ein Ablaufplan für eine Sendung zusammenstellen, durch den ich von oben nach unten durchgehe, also zum Beispiel:
- Bild von der Kamera
- Einspielfilm 1
- Bild von der Kamera
- Split Screen zwischen Screenvideo und Bild von der Kamera
- Bild von der Kamera
- Einspielfilm 2
- …
Diese Aufteilung der Szenen lohnt sich für Livecasts, die ein bissl mehr bieten wollen, als nur einen sprechenden Kopf vor einem Computerspiel.
Live Streaming nach Facebook einrichten
Bleibt noch eines: Der Start des Streams. In meinen Versuchen habe ich mich auf Facebook konzentriert.
Gleich vorweg: Das Streaming über eine andere Quelle funktioniert aktuell (Sommer 2016) nur für Facebook-Seiten. Ich kann also nur über https://www.facebook.com/redgotv/ einen Stream anbieten, nicht jedoch in meiner privaten Timeline. Da geht das nur mit dem Smartphone.
Auf der Seite klicke ich auf Beitragsoptionen und dann auf Video und Live.

Als Resultat liefert mir Facebook eine Stream URL und alternativ die URL aufgeteilt in Adresse und einen geheimen Schlüssel.

Den Schlüssel gebe ich dann in den Einstellungen von OBS unter Stream ein.

Danach dann den Stream auf OBS starten und auf Facebook die Vorschau anklicken. Jetzt warten, bis etwas ankommt, noch einmal testen und dann das Streaming starten.
Mein erster Streaming-Versuch
Mein erster nennenswerter Streaming-Versuch sah dann so aus:
Hier hatte ich die FS5 via Netzwerk-Stream in Betrieb. Die EOS 5D im Bild hatte zu diesem Zeitpunkt noch Anschlussprobleme. Aber immerhin hat das mit dem Einspielfilm geklappt.
Aber natürlich wollte ich mehr. Und habe mir erst einmal neue Probleme eingehandelt.
Nur Probleme: Die Canon EOS 5D MkIII als Zweitkamera mit dem Ultrastudio Minirecorder
Mit dem Ultrastudio Minirecorder hatte ich noch ein Streaming-Werkzeug zur Hand. Vor gut zwei Jahren hatte ich das Gerät mal für einen Auftrag gekauft, um Video direkt von einem iPad aufzunehmen. (Das war noch die Zeit, bevor das via Lightning-Kabel und Quicktime ging).

Da die FS5 ja via Netzwerk an OBS hing, wollte ich meine EOS 5D MkIII als Zweitkamera einbinden. Also aktuelle Treiber von Blackmagic besorgt, Kamera angehängt und schon hatte ich ein Bild.
Doch die Freude am Bild währte nicht lange. Beim Vorbereiten meines Webcasts lief irgend etwas schief und der Ultrastudio Minirecorder rührte sich überhaupt nicht mehr. Weder über HDMI noch über SDI nahm er ein Signal entgegen.
Eine Mail an den Blackmagic Support half: Dort empfahl man mir, auf eine ältere Treiberversion zurück zu gehen. Hat prima funktioniert und nun habe ich wieder eine Kamera im Stream.


Dann gab es aber auch schon wieder neue Probleme: Ich hatte die Kamera zwar in Media Express, sah sie jedoch nicht im Streaming-Programm OBS. Die Lösung hier war, alle Blackmagic-Programme zu deaktivieren und es dann noch einmal zu probieren.
Kein Sound via HDMI
Kaum waren diese Probleme gelöst, zeigte sich ein neues: Um Latenzprobleme zu umgehen, wollte ich auch den Sound der Canon abnehmen und in OBS einspeisen. Doch da rührte sich gar nichts. Grund: Die EOS 5DMkIII gibt zwar schönes 4:2:2-Video (8-Bit) über HDMI aus, jedoch keinen Ton.

Hilft nichts, das bescheuert zu finden. Also musste ich mir etwas anderes überlegen. Vielleicht den Ton doch über mein Focusrite Saffire abnehmen? Hätte den Vorteil, dass der Ton dann besser klingt, als aus dem Mikro der DSLR. Hätte aber den Nachteil, dass ich wieder mit Latenzen zu kämpfen habe und dass ich zwei Mikros um mich herum habe. Alles nicht so einfach.

Also habe ich so lange mit der Kombination aus meiner 5D und dem Saffire herum probiert, bis ich eine passende Latenz hatte. Für’s Protokoll: 400ms sind es, die mein Aufnahmegerät und die DSLR in etwa auseinander liegen.

Bislang bin ich in dieser Konfiguration aber noch nicht über das Versuchsstadium hinaus gekommen. Einmal war ich noch live auf Facebook. Da hat das Umschalten zwischen den Kameras auch geklappt. Allerdings lieferte OBS aus irgend einem Grund keinen Ton an den Livestream. Ich habe diesen Versuch dann wieder gelöscht. Sobald ich einen erfolgreichen Stream draußen habe – mit zwei Kameras UND mit Ton – binde ich ihn hier ein.
Mein Fazit
Die Technik steht, aber es gibt jede Menge Tücken und Fallstricke. Latenzen, zu neue Treiber, Abstürze oder schlafende Festplatten, die den Start eines Videoeinspielers verzögern: Jede Menge Fallstricke, wie ich auch bei meinem bislang letzten Livecast festgestellt habe.
Aber ich bleibe dran. Warum? Weil es Spaß macht und weil ich etwas zu tüfteln habe. Ist doch Ansporn genug!