Storytelling im Video. Da gibt es eine einfache Voraussetzung: Wir brauchen ein Problem, einen Konflikt eine außergewöhnliche Situation.
Storytelling im Video: Lernen von anderen
Egal ob Video, Podcast oder Text. Eine Geschichte funktioniert nur dann, wenn es ein Problem gibt.
- Wir Menschen lernen aus Erfahrungen anderer. Das bedeutet: wir brauchen eine Heldin oder einen Helden für die Geschichte.
- Wir lernen in mündlicher oder schriftlicher Überlieferung, wie andere mit Krisen umgehen und Probleme lösen.
- Das macht uns besonders und das ist die Stärke von Geschichten.
- Filme erzählen uns, wie andere mit Problemen und Konflikten umgehen.
Eine einfache Struktur für das Storytelling im Video
So gehe ich vor, wenn ich nach einer Geschichte suche:
- Es gibt ein Problem (für Unternehmen „Herausforderung“).
- Um das Problem zu lösen treffen wir Entscheidungen.
- Diese Entscheidungen können sich als richtig oder falsch erweisen.
- Gegebenenfalls korrigieren wir die Entscheidungen.
- Das Problem löst sich oder wir scheitern.
- In beiden Fällen lernen wir etwas.
Diese Storytelling Vorlage (PDF) hilft Ihnen beim Entwickeln einer einfachen Geschichte.
Kein Problem, keine Geschichte!
Was macht eine Geschichte interessant?
- Fallhöhe: Wenn es um etwas geht, wird die Geschichte spannender.
- Beats, das Spiel mit den Erwartungen. Wir erzeugen eine Erwartung – „doch dann kommt alles anders“.
- Geschichten sind spannender, wenn sie nicht linear verlaufen. Es wird erst besser und dann schlechter oder erst schlechter und dann besser.
- Die Geschichte wird spannender, wenn die Heldin auf Widerstand trifft. Je größer der Widerstand, desto stärker muss die Heldin sein.
Empathie und Resonanz im Storytelling
Hier ein Problem, dass viele Storytelling-Lehrende übersehen:
- Wen interessiert die Geschichte überhaupt?
- Wir tun immer so, als müsste man nur eine Story tellen und alle würden darauf anspringen und ein Produkt oder eine Dienstleistung kaufen.
- Quark!
- Wenn ich eine Geschichte erzähle, heißt es noch lange nicht, dass die Leute sie annehmen.
Was brauchen wir also? Wir brauchen Empathie und Resonanz.
Empathie
Empathie, das Mitgefühl, ist die Hauptzutat für Geschichten. Dummerweise können wie nicht steuern, wie empathisch Menschen auf unsere Heldin reagieren. Folgendes ist wichtig:
- Die Adressaten der Geschichte müssen mit der Heldin mitfühlen.
- Sie müssen sich in die Heldin hineinversetzen und Konflikte, Entscheidungen miterleben.
- Gelingt das nicht, funktioniert die Geschichte nicht.
- Wenn sich jemand für Ihre Geschichte nicht interessiert, wird sie bei dieser Person nicht funktionieren.
Unterschiedliche Geschichten funktionieren bei unterschiedlichen Menschen. Wichtig ist es einen Anknüpfungspunkt zu finden, ein Bild zu erschaffen, mit dem die Leute eine Verbindung herstellen können.
Resonanz
Manchmal reicht ein Akkord und es ist klar: Dieses Lied gefällt mir. Auch bei der Arbeit am Synthesizer: Da drehe ich stundenlang an Knöpfen und plötzlich passt alles. Genau die richtige Frequenz.
- Bei Geschichten entscheiden: die Tonalität, die Heldin, das Setting, das Problem.
- Wenn etwas davon Resonanz beim Publikum erzeugt, funktioniert die Geschichte.
- Aber: was bei mir resoniert, muss noch lange nicht bei anderen funktionieren.
- Wir sollten uns im Klaren darüber sein, dass nicht jede Story bei allen Menschen funktionieren kann.
Also nicht gleich aufzugeben, wenn eine Story mal nicht funktioniert. An die Zielgruppe denken.
Die Heldenreise als Modell
Wann immer wir über Storytelling reden, kommt die Rede auf die Heldenreise. Ein wunderbares Modell, das Christopher Vogler in seinem Buch „The Writer’s Journey (Amazon Partnerlink)“ vorstellt. Das wiederum basiert auf dem Werk von Joseph Campbell „Der Heros in tausend Gestalten (Amazon Partnerlink)“. Unbedingt lesenswert!
Die Heldenreise nach Vogler nutzt in etwa diese Struktur:
- Heldin sitzt in der heilen Welt.
- Ein Herold kommt und teilt mit: „Da stimmt was nicht“.
- Heldin zögert, weigert sich, den Ruf anzunehmen.
- Ein Mentor bewegt die Heldin, die Reise anzutreten, gibt ihr guten Rat und einen Schlüssel in die Unterwelt.
- Heldin tritt die Reise an und trifft auf einen Schwellenhüter
- Dem Schwellenhüter gegenüber muss sie sich als würdig erweisen, ihn überlisten, bestechen, bezahlen, um um die Reise in die fremde Welt anzutreten.
Dann erwarten sie Prüfungen, noch mehr Prüfungen, eine Begegnung mit dem Antagonisten, der Schatz, dem sie dem Drachen unter den Klauen wegzieht. Dann eine Flucht, auf der sie Vergangenes hinter sich lassen muss, schließlich ein Endgegner und dann das Auftauchen in die bekannte Welt. Uff!
So weit so in etwa die Struktur einer Heldinnenreise.
- Das Schöne an der Heldenreise ist, dass sie ein super Modell ist, um bei Drehbüchern und Geschichten mehr herauszuholen.
- Die Heldenreise ist ein Modell, kein Rezept!
- Der Nachteil ist: Sie ist zu komplex, um eben mal ein Video mit 1:30 zu drehen (eine Minute, dreißig Sekunden).
- Weiterer Nachteil: Sie macht einen total kirre, wenn eben mal kein Herold zur Hand ist oder der Schwellenhüter grad in der Elternteilzeit steckt.