Die meisten Kameras für den professionellen Einsatz haben mindestens zwei Ton-Eingänge und mindestens ebenso viele Kanäle. Für Interviews nutze ich meist nur einen Eingang – aber zwei Kanäle. Denn das gibt mir einen Sicherheitsspielraum für O-Töne. Wie und warum, erkläre ich hier.
Alle meine Sony-Camcorder hatten und haben dieses Feature: Ich kann einen Ton-Eingang auf zwei Kanäle legen. Das bedeutet, beide Kanäle bekommen das gleiche Eingangssignal, das sie aufzeichnen können.
Kanal 1: Von Hand ausgesteuert
Dem erste Kanal gilt meine ganze Aufmerksamkeit. Den steuere ich manuell aus. Dabei gehe ich ungern über den Wert 5 hinaus. (Die Sony-Regler gehen bis 10). Jenseits 5 habe ich immer wieder Probleme mit dem Rauschen, besonders bei Funkstrecken. Bei verkabelten Mikros habe ich bessere Erfahrungen und traue mich, höher auszusteuern.
Bei der Pegelanzeige achte auf dem Kamera-Screen achte ich darauf, dass ich maximal bei 2/3 des verfügbaren Bereichs bin. Das lässt noch ein paar Reserven. In der Tendenz lasse ich es lieber noch ein wenig leiser. Aber das hängt vom Interview-Partner ab. Manche können besonders beim Begrüßen richtig laut werden. Erfahrungssache.
Beim ersten Kanal versuche ich also, gut auszusteuern. In der Regel ist das dann auch der Tonkanal, mit dem ich im Schnitt arbeite.
Kanal 2: Automatisch ausgesteuert
Beim zweiten Kanal verlasse ich mich auf die Aussteuerungsautomatik der Sony. Ich bin eigentlich kein Fan der automatischen Aussteuerung – vielleicht kennt Ihr auch das Rauschen, wenn die Kamera in ruhigen Passagen, den Vorverstärker aufdreht. Muss ich nicht haben.
Aber: Die automatische Aussteuerung ist genau dann gut, wenn der Interview-Partner plötzlich lauter wird als vorgesehen. Oft ist es das ins Mikro gebellte „HALLO“ am Anfang des Videos oder ein lautes Lachen oder, oder, oder. Im Fall der Fälle kann ich dann im Schnitt die eine übersteuerte Stelle aus Spur eins mit der automatisch abgefangenen Variante aus Spur zwei ersetzen.
Wie verteile ich das Signal?
Im Prinzip geht es also darum, einen Input auf zwei Kanäle zu verteilen. Je nach Kamera geht das über einen Schalter oder einen Menübefehl. Bei meiner Sony FX3 lege ich an der Rückseite des Mikrofon-Aufsatzes einen kleinen Schalter um, der den Input 1 auf die Kanäle 1 und 2 verteilt. Aber je nach Kamerahersteller und -Modell geht das anders. Wichtig: Nicht alle Kameras haben diese Option. Deshalb im Zweifel mal ins Handbuch schauen.