Seit Oktober 2020 publiziere ich wieder mehr auf Youtube. In drei Kanälen gibt es Videos zu den Themen Videoproduktion, Computerthemen und Ambient Music. Hier meine wichtigsten Learnings aus den vergangenen 12 Monaten bei Youtube.
Inhalt
Mehr Leben in die Moderation bringen
„Du blinzelst ja nicht einmal.“ Dieser Kommentar saß. Meine Moderationen am Tisch waren ermüdend. Viel zu langes Reden, viel zu viel sprechender Kopf. Wobei der Kopf gar nicht mal das Hauptproblem ist. Das Hauptproblem ist: Es tut sich nichts im Bild. Ich blinzele nicht einmal.
Das habe ich getan:
- Die Moderationen kürzen – nur noch das Wesentliche abliefern.
- Keine Vorstellung mehr, keine Aufforderung zum Like.
- Mehr Bewegung im Video: Nach Möglichkeit habe ich jede Moderation in mehrere Kameraeinstellungen aufgeteilt. Meist nehme ich alles zweimal auf und entscheide im Schnitt die Perspektive.
- Mehr Mimik, mehr ich: Klar, nicht die Selbstkontrolle verlieren, aber ein bissl lockerer werden.
- Im Schnitt alles kürzen, was nicht dem Inhalt hilft – das werdet Ihr hier noch öfters lesen.
Intro kürzer halten
Nein, nicht das animierte Intro. Das ist schon seit 2010 out. Wer es noch nicht begriffen hat, dass die Zuschauer auf die tolle 20-Sekunden-Animation gerne verzichten, dem sind die Zusehenden egal.
Ich meine das „worum geht’s“ im Video, der „Hook“, der „Köder“, den die Zusehenden schlucken sollen. Das wird immer kürzer.
Eigentlich dient das Intro nur meiner Eitelkeit. Denn: Titelzeile und Thumbnail zeigen ja schon, worum es geht. Warum also nicht ganz auf das Intro verzichten?
Lesetipp: Gute Videos für Youtube drehen.
Betteln um Like und Abo abstellen
Das war leicht: die Bettelei um Likes und Abos gibt es in meinen Videos nicht mehr. Die kostet nur Zeit – meine und die der Zusehenden.
Mehr Aktion im Schnitt liefern und Verweildauer steigern
Das Tempo hoch halten
Im Schnitt das letzte aus dem Video herausholen, Konturen schärfen, auf das Tempo drücken. Jeder Frame zählt. Das bedeutet, dass ich Denkpausen herausschneide, Abschweifungen lösche und immer auf eine hohe Pace in der Präsentation achte. Aber nur, wenn das dem Video dient. Manchmal hat eine Pause auch eine gute dramatische Wirkung. Heißt: das Tempo bremsen und Pausen einsetzen nur dann, wenn es einen Grund dafür gibt.
Für visuelle Abwechslung sorgen
Jede Art von visueller Abwechslung versucht, das Interesse der Zusehenden aufrecht zu halten:
- Texteinblendungen
- Emoji
- Fotos
- Bildsprünge (schnelles Reinzoomen)
- Effekte
Hier grundlegende Gedanken zu einem lebhafteren Schnitt.
Effekte gewinnen Aufmerksamkeit
Effekte setzen visuelle Reize. Sie helfen, die Aufmerksamkeit der Zusehenden immer wieder neu zu gewinnen.
Das heißt jetzt nicht, dass jedes meiner Videos nur noch blitzt und blinkt. Aber warum mal nicht, das Bild auf Schwarzweiß ziehen oder so weit hineinzoomen, dass die Pixel einzeln zu sehen sind.
Mein Grundsatz: Wenn ich eine Idee habe, warum ich den Effekt einsetzen möchte, setze ich ihn ein.
Bewusst mit Musik und Soundeffekten arbeiten
Ich nutze Musik heute, um Stimmungen zu unterstreichen und anzubieten. Da geht eine Menge. Zum Einsatz kommt entweder eigener Sound oder Stockmaterial.
Die Regelmäßigkeits-Falle verlassen
Diese „Regelmäßigkeit“ begleitet mich schon mein ganzes Redaktionsleben lang. Vielleicht rührt sie daher, dass wir Periodika gewohnt sind, regelmäßig erscheinende Publikationen. Tageszeitungen, Nachrichtensendungen.
Eine immer noch häufig gegebener Tipp zu Youtube: „Du musst regelmäßig posten.“ Stimmt so nicht mehr. Ich habe es ein halbes Jahr auf zwei Kanälen durchgehalten, jede Woche ein Video zu posten. Weil die Zeit knapp war, waren es meist kurze Videos mit kurzen Tipps. Toll liefen die nicht. Und die Einnahmen bleiben auch weit hinter den Erwartungen zurück.
Also umgebaut: Statt der wöchentlichen Videos gibt es jetzt immer mal wieder ein Video. Aber erst dann, wenn es fertig ist. Und dann ist das ein längeres Video mit besserer Redaktion und mehr Inhalt. Qualität vor Quantität.
Ich weiß, viele stehen noch auf die regelmäßigen Veröffentlichungen. Vlogger wie Casey Neistat oder Logan Paul hatten riesigen Erfolg mit täglichen Vlogs. Bei mir ist Youtube nach wie vor ein saisonales Geschäft, das ich nur dann bediene, wenn ich auch Zeit dafür habe. Und dann gibt es eben einen oder zwei aufwändigere Produktionen, statt vieler kleiner, dazwischen gequetschter Kurzvideos.
Casey und Logan liefern übrigens auch nicht mehr täglich.
Videos brauchen Zeit
Im Oktober 2021 habe ich einen Einführungskurs zu Excel auf dem Tippscout-Kanal veröffentlicht.
Die Abrufe des ersten Teils? Zäh, um die 100 rum während der ersten 100 Tage. Doch dann ging es los.
Nach 408 Tagen ist das Video jetzt bei knapp unter 70.000 Abrufen (Stand 14.12.2021). Heißt: Geduld und langer Atem sind wichtig.
An Thumbnails und Titeln arbeiten
Meine schwache Seite. Dabei sind die so wichtig. Aber ich stochere immer noch im Nebel.
Klar ist mir:
- das Thumbnail muss zum Klicken reizen
- die Überschrift auch
- beide müssen zum Inhalt des Videos passen
- beide sind gleich wichtig
- das Thumbnail sollte einfach und leicht erfassbar sein
- die Headline sollte den Nutz- oder Unterhaltungswert zeigen
- undsoweiterundsofort
Das hört man in jedem Youtube-Ratgeber. Nur: wie genau ich das erreiche, verrät mir keiner.
Immerhin habe ich herausgefunden: Auf meinem Synthesizer-Kanal ziehen Bilder von Synthesizern als Thumbnails ganz gut. Muss man auch erst einmal drauf kommen…
Viel mehr Youtube gucken – außerhalb meiner Bubble
Das ist weniger ein Learning als ein guter Vorsatz für die nächsten Jahre. Ich muss mehr Youtube gucken, mehr Formate, mehr lernen. Auch wenn es Videos sind, die mich nicht interessieren. Ich muss lernen: Wie machen die das.
Denn die Welt dreht sich weiter. Ich muss Schritt halten.