Was ist die Zehn-Sekunden-Regel? Eine einfache Hilfe beim Drehen von Videos. Die besagt: Machen Sie keine Aufnahme, die kürzer ist als zehn Sekunden. Niemals. Nicht eine Einzige. Ich bin bereit, über jede der Regeln zu diskutieren, sie gerne auch zu brechen. Auch auf meinen Schulungen. Aber nicht die Zehn-Sekunden-Regel.
Ok, wenn ich so verbissen bin, sollte ich auch ein paar Argumente liefern. Machen wir eine kleine Rechnung:
Von den zehn Sekunden werden Sie im fertigen Video – wenn überhaupt – nur zwei oder drei Sekunden brauchen. Gehen wir mal von drei Sekunden aus.
Ich mache eine Rechnung auf
Fangen wir an mit der Aufnahme: Schalten Sie die Kamera ein. Beim Einschalten wackeln Sie ganz leicht an der Kamera. Da ist die erste Sekunde schon mal weg. Schon sind wir bei vier Sekunden für die Einstellung. Rechnen wir das Ausschalten dazu. Auch hier wackelt es wahrscheinlich, sobald Sie die Kamera berühren. Noch mal eine Sekunde weg, dann haben wir schon fünf.
Hinzu kommen jede Menge Unwägbarkeiten bei der Aufnahme: Irgendwo im Hintergrund geht jemand an der Lichtquelle vorbei. Sie merken es vielleicht nicht, aber sein Schatten ist kaum merklich zu sehen. Das kostet zwei Sekunden. Damit hätten wir sieben Sekunden.
Die andere wichtige Regel für meine Arbeit ist die Five Shot-Regel.
Auf schwankenden Messeböden
Haben Sie schon einmal auf einer Messe gefilmt? Kennen Sie diese Böden auf den Messeständen? Die federn. Nehmen wir an, Sie verlagern während des Drehs Ihr Gewicht auf das andere Bein oder es läuft jemand vorbei. Wieder wackelt es kurz, wieder sind zwei Sekunden vorbei. Das macht nach unserer Rechnung schon neun Sekunden. Und im Schnitt merken Sie dann vielleicht, dass sie die Einstellung lieber fünf Sekunden lang stehen lassen wollen… Elf Sekunden. Und vielleicht möchten Sie noch jeweils eine Überblendung vor und nach der Szene einfügen. Die kostet nochmals je eine halbe Sekunde. Zwölf Sekunden! Oops!
Ok, die Rechnung hakt ein wenig. Aber Sie wissen, worauf ich hinaus will. Die Zehn-Sekunden-Regel dient vor allem der Sicherheit. Bei jeder Einstellung kann mal etwas schief gehen, das Sie vielleicht zu spät merken. Deshalb lassen Sie die Kamera länger laufen. Kleine Störungen, Wackler und so weiter kommen öfter vor, als Sie denken.
Neben der Reserve schaffen Sie sich mit den zehn Sekunden auch mehr Flexibilität beim Schnitt. Sie können sich dann aussuchen, ob die Einstellung drei, fünf oder sogar sieben Sekunden steht. Und wenn Sie mit Trickblenden arbeiten, also Übergängen oder ähnlichem, brauchen Sie in jedem Fall noch Fleisch am Anfang und Ende einer Einstellung.
Also, überzeugt? Ja? Dann ist alles gut.
Nicht überzeugt? Schade. Egal. Aber drehen Sie trotzdem keine Einstellung unter zehn Sekunden!