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Die Five Shot Regel – verständlich erklärt

Hier lesen Sie, was die Five Shot Regel bedeutet und wie man sie anwendet.

Five Shots heißt: Fünf Einstellungen

Five Shots bedeutet: Fünf Einstellungen. Wann immer und wo immer Sie drehen, versuchen Sie, von einer Szene mindestens fünf Einstellungen zu bekommen. Diese Regel hilft Ihnen gemeinsam mit den fünf journalistischen W-Fragen „Wer“, „Was“, „Wann“, „Wo“, Warum“ immer genug Material für den Schnitt aufzunehmen.

Fangen wir mit der Five Shot-Regel an. Wenn Sie von jeder Szene fünf verschiedene Einstellungen mitnehmen, haben Sie es im Schnitt leichter. Sie filmen zum Beispiel einen Bäcker beim Kneten seines Teigs? Dann nehmen Sie diese Tätigkeit in fünf Einstellungen auf, zum Beispiel:

  1. Die komplette Backstube, in der der Bäcker steht und den Teig knetet. (Halbtotale)
  2. Das Gesicht des Bäckers beim Kneten von Teig. (Nah oder Groß)
  3. Die Hände des Bäckers, wie sie den Teig kneten. (Detail)
  4. Bäcker beim Kneten, seitlich von der Hüfte aufwärts gefilmt. (Halbnahe)
  5. Eine freie Einstellung: Zum Beispiel ein Blick über die Schulter des Bäckers auf das Kneten.

Damit haben wir fünf Einstellungen im Kasten und sind schon einmal auf der sicheren Seite. Denken Sie daran, dass jede der Einstellungen mindestens 10 Sekunden lang sein sollte, damit Sie Material für den Schnitt haben.

Tipp: Denken Sie daran, die Bildinhalte anhand der Drittelregel, also an den Drittellinien auszurichten.

W-Fragen ergänzen die Five Shot Regel

Als nächstes prüfen Sie, ob sich die fünf Einstellungen mit den W-Fragen decken. Probieren wir die drei meiner Ansicht nach wichtigsten Fragen: „Wer“, „was“, „wo“? Wer macht da eigentlich was und wo befindet er sich?

Für das „Wer“ schlage ich die Großaufnahme unter Punkt 2 vor. Das „Was“ lässt sich prima mit der Einstellung 3 erklären, der Detailaufnahme auf den Teig. Der Bäcker knetet also Teig. Bleibt noch das „Wo“. Dafür nehmen wir Einstellung 1, also die Backstube mit dem Bäcker darin. Damit sind die wichtigsten Fragen beantwortet, die Five Shots haben ihren Zweck erfüllt.

Moment, hatten wir vorhin nicht von fünf W-Fragen gesprochen? „Warum“ und „Wann“ sind in unserem Beispiel noch offen. Dann müssen wir zurück an die Kamera und zwei weitere Einstellungen aufnehmen. Für das „Wann“ haben wir zwei Möglichkeiten: Wir drehen noch die Detailaufnahme einer Uhr. Alternativ bietet sich eine Außenaufnahme an. Wie wäre es mit der Bäckerei im Morgengrauen oder eine Einstellung vom Bäckereischild in der Morgenröte?

Und das „Warum“? Warum backt ein Bäcker Brötchen? Weil er sie verkaufen will und weil die Menschen gerne Brötchen mögen. Das bietet uns gleich noch einmal zwei Ansätze für weitere Einstellungen: Wir drehen vorne im Verkaufsraum eine leere Auslage, in die gleich danach frische Brötchen hinein gekippt werden. Oder wir zeigen Verkäuferinnen und Verkäufer, wie sie sich fertig machen, die Bäckerei zu öffnen. Oder wir zeigen eine Schlange von Menschen, die vor der Bäckerei anstehen. Wenn das nicht genug Gründe sind, um Brötchen zu backen.

Die Five Shot Regel ist auch wichtiger Bestandteil meiner Schulungen zum Thema Videoproduktion in Unternehmen.

Kein Dogma

Natürlich sind Five Shot-Regel und W-Fragen kein Dogma. Wenn es in der Eile mal nur für zwei, drei Schüsse reicht, dann muss das eben reichen. Aber wenn Sie beim Dreh Zeit haben, nehmen Sie mindestens fünf Einstellungen für eine Szene auf. Sind die fünf Takes im Kasten, gehen Sie noch einmal die W-Fragen durch. Das bringt Sie vielleicht auf Ideen für weitere Einstellungen.

Im Schnitt werden sich nachher selber danken. Und wenn Sie das Material zum Schneiden weitergeben, wird sich der Cutter freuen, wenn er Material hat, um Szenen schön aufzulösen und einen interessanten, lebendigen Film zu schneiden.

Five Shots in Bildern

Probieren wir es noch einmal mit den Five Shots. Diesmal nicht mit dem Bäcker, sondern mit Franziska, die an ihrem Computer arbeitet. Mit der ersten Einstellung etablieren wir die Frau in ihrer Umgebung. Der Zuschauer sieht: Hier sitzt jemand in einem Wintergarten an einem Computer. Die Uhrzeit haben wir auch grob umrissen. Es hell draußen, also Tag.

Wo sitzt die Protagonistin. Auf dem Establisher sieht man es. Eigentlich ist das keine Halbtotale, sondern eine sitzende Halbnahe. Aber sie erfüllt ihren Zweck.
Wo sitzt die Protagonistin. Auf dem Establisher sieht man es. Eigentlich ist das keine Halbtotale, sondern eine sitzende Halbnahe. Aber sie erfüllt ihren Zweck.

Sehen wir uns an, was Franziska macht. Sie tippt. Also nehmen wir ein Detail ihrer Hände auf der Tastatur:

Was macht die Protagonistin da? Das klären wir mit Hilfe einer Detailaufnahme.
Was macht die Protagonistin da? Das klären wir mit Hilfe einer Detailaufnahme.

Als nächste Einstellung können wir uns ein wenig zurück ziehen und eine Beziehung zwischen unserer Protagonistin und ihrer Arbeit herstellen. Gleichzeitig erheischen wir einen Blick auf den Bildschirm und auf die Kamera dahinter. Das kann ein Hinweis auf das „Warum“ sein. Vielleicht recherchiert sie für ein Drehbuch? Oder sie ist auf der Suche nach einem Firmware-Update für die Kamera?

Der Bezug zwischen Protagonistin und ihrer Tätigkeit. Dafür ist der Over The Shoulder-Schuss zuständig.
Der Bezug zwischen Protagonistin und ihrer Tätigkeit. Dafür ist der Over The Shoulder-Schuss zuständig.

Für das „Warum“ wäre es keinesfalls schlecht, ein Detail des Bildschirms mitzunehmen, also herauszufinden, was genau Franziska eintippt.

Jetzt gehe ich in einer Großaufnahme auf die Protagonistin. Wie reagiert sie auf das, was sie schreibt oder findet? Ist sie konzentriert, lächelt sie? Alles Hinweise, die sich mit einer schönen Großaufnahme ermitteln lassen.

Wer arbeitet hier? Die Großaufnahme des Kopfes zeigt es uns.
Wer arbeitet hier? Die Großaufnahme des Kopfes zeigt es uns.

Offenbar ist Franziska konzentriert bei der Arbeit. Da wollen wir nicht weiter stören, nehmen aber noch einen kleinen Extra-Shot auf. Hier ist Spielen ausdrücklich erlaubt. Ich ziehe mehrmals die Schärfe vom Computer auf das Gesicht der Protagonistin und zurück.

Ein bissl Spielen ist immer erlaubt. Hier liegt die Schärfe auf dem Computer und kann dann zum Beispiel auf die Protagonistin gezogen werden.
Ein bissl Spielen ist immer erlaubt. Hier liegt die Schärfe auf dem Computer und kann dann zum Beispiel auf die Protagonistin gezogen werden.

An solchen Stellen kann man auch mal eine Fahrt probieren oder einen Schwenk von Computer auf den Kopf. Ihrer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Denken Sie nur immer daran, mindestens fünf Einstellungen mitzunehmen und möglichst viele W-Fragen zu beantworten.

Martin Goldmann beim Seminar VideoproduktionMartin Goldmann

Ich helfe Unternehmen mit Coachings und Seminaren, bessere Videos zu drehen und arbeite regelmäßig als Redakteur oder Kameramann für Unternehmensvideos.
Darüber hinaus betreue ich mehrere Youtube-Kanäle mit zusammen 121.000 Videoabrufen im Monat (Durchschnitt Januar bis Dezember 2022).

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