Einem Tier begegnen Sie beim Drehen immer wieder: Dem Zebra. Doch warum hat sich ein Zebra in die Kamera geschlichen? Kurz gesagt: Das Zebra hilft bei der Belichtung. Einerseits kann ich damit Überbelichtung erkennen, zum Anderen die passende Belichtung von Hauttönen finden.
Seinen Namen hat das Zebra vom typischen Streifenmuster. Wann immer die Kamera erkennt: Hier ist ein Bereich zu einem bestimmten Prozentsatz belichtet, markiert es den Bereich mit Streifen. Natürlich erscheinen die Streifen nur auf dem Bildschirm der Kamera, sie werden nicht mit aufgezeichnet. In meinen Schulungen zur Videoproduktion lernen Sie alle wichtigen Kamera-Grundlagen.
Das Zebra gegen die Überbelichtung
Kleine Camcorder wie die Panasonic HDC-SD707 haben nur einen Zebra-Wert, den ich auch nicht verstellen kann, nämlich 100%. Sofern ich das Zebra aktiv habe und ein Bildbereich zu 100% belichtet ist, erscheint das Muster. Alles, was heller ist als diese 100%, wird eigentlich überbelichtet. Eigentlich? Naja, im Normalfall haben die Kameras eine kleine Reserve bis 110%. Dann ist aber wirklich Schluss.
Alles, was heller ist als die 110% fällt dem „Clipping“ zum Opfer. Die Bildbereiche sind überbelichtet und „fressen aus“. Dann kann man nichts mehr korrigieren. Denn im Clipping sind keinerlei relevante Bildinformationen enthalten. Verlassen Sie sich aber nicht auf die 110. Bleiben Sie lieber bei den 100% als Grenze.
In der Praxis bedeutet das folgendes: Wenn ich ein Zebra von 100% einstelle, achte ich darauf, dass der hellste Bereich – oft ist es der Himmel – nur ganz wenig Zebramuster zeigt. Denn ein überbelichteter Himmel ist im Video weiß und ohne Struktur. Das sieht nicht gut aus. Darauf achte ich bei Außendrehs ebenso wie bei Innenaufnahmen, falls ein Fenster im Hintergrund ist. Bei einem Interview zum Beispiel sieht es grauslich aus, wenn ein Mensch vor einer weißen, unstrukturierten Fläche sitzt.
Um den Himmel so abzudunkeln, dass er gerade noch ein 100%-Zebra zeigt, müssen Sie weit abblenden. Ihr Objekt im Vordergrund – oft der Interview-Partner – wird dann zu dunkel. Hier hilft drauf leuchten – sei es mit elektrischem Licht oder mit einem Reflektor bis der Interviewpartner wieder hell genug ist. Falls Sie kein Licht dabei haben, sollte das Fenster aus dem Hintergrund verschwinden. Platzieren Sie den Interviewpartner so, dass im Hintergrund der Raum zu sehen ist und nicht das Fenster. Alternativ schließen Sie die Vorhänge oder lassen die Jalousien herunter, wie man es häufig in Nachrichten und Magazin-Sendungen sieht.
VJ-Camcorder erlauben, den Zebrawert zu verstellen. Bei meiner NX5e kann ich zum Beispiel zwischen 70 und 100 wählen. Kleiner Tipp: Wenn ich sicher gehen möchte, dass gar nichts ausbrennt, stelle ich das Zebra auf 90 oder 95%. So habe ich immer noch eine Reserve.
Das Zebra für die Haut
Ein zweites Einsatzgebiet der Zebras kommt bei Interviews zur Geltung. Die Haut hellhäutiger Mitteleuropäer reflektiert rund 65 % Licht. Wenn ich einen Interviewpartner belichte, stelle ich das Zebra auf 70% (bei Frauen mit hellem Teint auch mal 75%).
Dann belichte ich so, dass gerade mal der hellste Teil des Gesichts ein kleines, wirklich kleines Zebra zeigt. Alle weiteren Hauttöne im Gesicht sind dann dunkler und die Haut ist richtig belichtet.
Natürlich muss ich kontrollieren, wie der Hintergrund aussieht und gegebenenfalls mit einer anderen Zebra-Konfiguration das Ergebnis checken. Aber mit der Zeit kommt die Erfahrung und ein bissl Gefühl für die eigene Kamera. Dann geht es auch mal ohne das Zebra.
Herr Goldmann, wirklich klasse erklärt, da sollte sich Sony mal eine Scheibe davon abschneiden. Danke für die Info
M.f.G.
Werner Spachmueller
Danke, freut mich, dass es geholfen hat 🙂