Dieser Grundlagen-Beitrag zeigt, warum der Weißabgleich notwendig ist und Sie ihn einsetzen.
Inhalt
Weißabgleich einstellen
Manuell
- Sie brauchen Sie eine weiße oder graue Fläche für den Weißabgleich. Das kann ein weißes Blatt Papier sein oder eine Graukarte.
- Setzen Sie den Weißabgleich nah am wichtigsten Element des Bildes. Bei einem Interview ist das der Kopf der Interview-Partnerin. Ziel: Natürliche Hautfarbe.
- Drehen Sie das Papier leicht in Richtung der Hauptlichtquelle.
- Zoomen Sie auf das Papier und drücken Sie die Taste für den manuellen Weißabgleich. Der liegt bei jeder Kamera an anderer Stelle – ein Blick in die Bedienungsanleitung hilft.
Was, wenn kein Blatt Papier da ist? Dann sehen Sie sich nach einer weißen Wand um, die etwa auf Höhe des Interviewten ist. Auch auf weiße Regale oder ähnliche Flächen können Sie einen Weißabgleich durchführen. Ebenso funktionieren graue Flächen – zum Beispiel Beton in Innenräumen.
Manuell mit DSLR
Bei vielen Spiegelreflexkameras geht der manuelle Weißabgleich so:
- Sie fotografieren zunächst das Objekt, mit dem Sie den Weißabgleich durchführen wollen. Das kann das weiße Blatt Papier sein oder die Graukarte.
- Im Weißabgleich-Menü der Kamera wählen Sie das Bild aus und starten den Weißabgleich.
Vorgaben
Viele Kameras haben Voreinstellungen für den Weißabgleich. Die erkennen Sie an Symbolen wie einer Sonne, Wolken oder einem Haus, das Schatten wirft. Auch hier hilft ein Blick in die Bedienungsanleitung.
- Öffnen Sie das Menü mit den Vorgaben für den Weißabgleich.
- Wählen Sie die Vorgabe, die am besten zur aktuellen Lichtsituation passt.
Automatik
- Beim automatischen Weißabgleich müssen Sie gar nichts machen, außer aufzupassen. Ein Blick auf das Display der Kamera zeigt, wie gut der Abgleich funktioniert.
- Probleme gibt es oft bei Mischlicht. Das kann passieren, wenn Tageslicht durch die Fenster fällt und im Innenraum Kunstlicht strahlt.
Wozu Weißabgleich?
- Unser Gehirn erkennt eine weiße Wand als weiß, weil wir wissen, dass sie weiß ist.
- Eine Kamera weiß erst einmal nichts von einem Weiß.
- Ob die Kamera ein Weiß als solches wahrnimmt, hängt vom Umgebungslicht ab.
- Das Licht einer Halogenlampe leuchtet zum Beispiel rötlich.
- Das Tageslicht draußen hingegen ist bläulich.
- In der Sonne geht das Tageslicht wieder ein wenig mehr ins rötliche, im Schatten wird es dafür ziemlich blau.
- Deshalb müssen wir der Kamera sagen, welche Farbe sie als weiß wahrnehmen soll.
Lesen Sie hier mehr über Leuchtmittel für Videos.
Farbtemperatur verstehen
- Die Farbtemperatur bezieht sich auf die Farbe, in der ein theoretischer schwarzer Körper bei der entsprechenden Temperatur brennt. Gemessen wird der Grad der Blauheit in Kelvin.
- Eine Gasflamme hilft, das Konzept zu verstehen: Je niedriger die Temperatur einer Gas-Flamme, desto roter ist das Licht. Nah beim Austrittspunkt des Gases ist die Flamme blau, weil sie sehr heiß ist. Weiter weg kühlt die Flamme ab und wird rötlicher.
- Je röter das Licht, desto kühler die Farbtemperatur. Eine Halogen-Glühlampe hat in der Regel eine Farbtemperatur von 3.200 Kelvin.
- Das Licht zur Mittagszeit ist bläulicher und nach der Gasflammen-Analogie damit heißer. Es liegt bei etwa 5.500 bis 5.800 Grad Kelvin. Unter Wolken können es auch über 6.000 oder 7.000 Kelvin sein.
- Wichtig: mit den Außentemperaturen hat das nichts zu tun. Die blaue Lichtfärbung hat mit unserer Atmosphäre zu tun. Wir sind ein blauer Planet!
Farbtemperaturen Überblick
Lichtquelle | Fabtemperatur in Kelvin |
Kerze | 1.500 |
Glühlampe | 2.600 bis 3.000 |
Halogenlampe | 3.000 bis 3.200 |
Sonne morgens und abends | 5.000 |
Sonne Vormittag und Nachmittag | 5.500 |
Sonne Mittag | 5.500 bis 5.800 |
Bedeckt | 6.500 bis 7.500 |
Nebel, starker Dunst | 7.500 bis 8.500 |
Warmes und kaltes Licht
- „Warmes Licht“ ist tatsächlich solches mit einer geringeren Farbtemperatur, also Licht in Rot- und Gelbtönen.
- „Kaltes Licht“ hingegen ist eher blau – hat also eine höhere Farbtemperatur.
- Die Angaben „warm“ und „kalt“ beziehen sich also nicht auf die Kelvin-Gradangaben, sondern darauf, wie wir in unserem Kulturkreis die Farben empfinden – Orange ist eine warme Farbe, Blau eine kalte Farbe.
Grünes Licht
Als wäre das mit der Farbtemperatur nicht schon knifflig genug, gibt es noch ein anderes Problem: .
- Neonlicht, Energiesparlampen oder ältere LED-Leuchten – bei all diesen Leuchtmitteln hat das Licht je nach Qualität der Lampe einen deutlichen Stich ins Grüne.
- Grünpflanzen sorgen ebenfalls für Probleme mit grünem Licht. Den sie reflektieren grün.
- Sie müssen also nicht nur die korrekte Farbtemperatur einstellen, sondern auch dafür sorgen, dass ein möglicher Grünstich ausgeglichen wird.
- Der manuelle Weißabgleich berücksichtigt den Grünstich und gleicht auch den aus.
Tipps zum Weißabgleich
Farbtemperatur vorwählen
Ein alt gedienter Kameramann hat mir einst anvertraut: „ich mach gar keinen manuellen Weißabgleich mehr, ich stell mir die Farbtemperatur so ein“. Gute Idee. Inzwischen mache ich das auch häufig so. Und zwar nach folgendem Schema:
- 3.200 Kelvin bei Innenräumen mit Halogenlicht oder bei Interview-Situationen, die ich mit meinen drei Halogen-Lampen selbst ausleuchte.
- 4.200 Kelvin bei Mischlicht in Innenräumen. Ein Kollege meinte neulich „Vierzwei – bist immer dabei“. Eine gute Regel.
- 5.600 Kelvin bei Außendrehs – wenn es arg bewölkt oder diesig ist, auf 6.000 gehen.
Voraussetzung hierfür ist natürlich, dass man den Weißabgleich der Kamera frei einstellen kann.
Kameras angleichen
Falls Sie mehrere Kameras parallel bei einem Dreh einsetzen, müssen die alle einen identischen Weißabgleich haben, sonst werden Sie in der Post Production verrückt. Dafür machen Sie wahlweise einen manuellen Weißabgleich an der selben Stelle im Raum oder stellen die Farbtemperatur von Hand ein.
Falls Sie Material aus mehreren Kameras mit unterschiedlichem Weißabgleich zusammenschneiden, müssen Sie nachträglich die Farben einander anpassen. Das kostet Zeit. Da sollten Sie lieber einen nicht korrekten Weißabgleich in Kauf nehmen, der vielleicht auch zu einem Farbstich führt. Aber mit der gleichen, vorgewählten Farbtemperatur ist der Farbstich zumindest weitgehend identisch bei allen Kameras. (Leider gibt es je nach Kamerahersteller immer leichte Abweichungen.)
Super! Vielen Dank! Das ist der erste Artikel, der mir zu diesem Thema wirklich weitergeholfen hat. Verständlich in der Theorie und hilfreich zur Umsetzung. Danke!
Freut mich – danke für den netten Kommentar 🙂
Vielen Dank für diesen tollen und hilfreichen Artikel.