Was macht ein gutes Youtube-Video aus? Vorweg eins: Das Patentrezept für das erfolgreiche, virale, die Massen an sich bindende Video ist mir nicht bekannt. Aber wenn Sie regelmäßig gute Videos drehen und veröffentlichen wird sich der Erfolg einstellen.
Inhalt
Was ist das Problem bei Youtube?
Ein Online-Video ist kein TV-Film. Der Zuschauer sitzt nicht entspannt im Sessel und lässt sich berieseln („Lean Back“). Der Youtube-Zuschauer ist aktiv an seinem Gerät – sei es der Computer oder ein mobiles Gerät, etwa das iPad oder iPhone („Lean Forward“). Also müssen Sie den Zuschauer fesseln, bevor er zum nächsten Video springt. Meine Vorschläge:
- In Youtube-Videos müssen Sie die Aufmerksamkeit des Publikums immer aufs Neue gewinnen.
- Es geht um das Tempo, den Rhythmus. Vermeiden Sie Pausen, streichen Sie alles heraus, was der Story des Videos nicht weiterhilft.
- Der Inhalt muss „tragen“. Versorgen Sie die Zusehenden laufend mit neuen Fakten, Unterhaltung, Details, Informationen. Schweifen Sie nicht ab.
- Im Videoschnitt für Youtube gelten die alten Regeln des Filmemachens nur noch bedingt. Setzen Sie auf „Disruptive Editing“, springen Sie über die Bildachse oder nutzen Sie Jump Cuts. Erlaubt ist, was funktioniert.
- Lesen Sie meine 10 Learnings aus einem Jahr Youtube.
Wobei: Ganz so einfach wird es leider nicht. Denn bei Youtube erreichen Sie viele Zielgruppen mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Ihr Job ist es, herauszufinden, was bei Ihrer Zielgruppe funktioniert.
Ein Video, ein Thema
Packen Sie nicht zu viel in ein Video hinein. Halten Sie sich an die Regel „Ein Video, ein Thema“. Anderenfalls verlieren Sie Zuschauer. Planen Sie genau, welches Thema Sie im Video behandeln wollen.
- Schreiben Sie einen oder zwei Sätze auf, die das Thema des Videos klar machen.
- Verfassen Sie ein Skript für Ihr Video, in dem Sie festlegen, was Sie in Ihrem Film erzählen wollen und was das Video zeigen wird.
- Kürzen Sie im Skript alles nicht notwendige heraus.
- Kürzen Sie beim Schnitt alles weitere heraus, das nicht zum Thema des Videos beiträgt.
- Jedes Element des Videos muss einen Grund haben, warum es da ist.
Die Videostruktur
Mein Vorschlag für eine Videostruktur wäre:
- Setzen Sie einen „Hook“ mit einem kurzen Versprechen: was bringt es, das Video anzuschauen. Kurz heißt: zwei bis fünf Sekunden.
- Liefern Sie den Inhalt.
- Fertig.
Alle weiteren Elemente lasse ich inzwischen weg. Viele packen zwischen 1 und 2 noch eine kurze Vorstellung mit einem „ich helfe Ihnen X und Y zu tun“. Das lasse ich inzwischen weg und löse es, wenn überhaupt, mit einer Bauchbinde.
Keine Intros!
Titelanimationen und Vorspänne empfehle ich nicht mehr. Klar haben Sie sich viel Mühe für die Logo-Animation gegeben. Aber muss die wirklich das Video 10 Sekunden lang aufhalten? Tipp: Die Leute überspringen solche Sequenzen oder verlassen das Video. Das wäre mir das Risiko nicht wert.
Kompromissvorschlag: Gestalten Sie eine Animation auf transparentem Hintergrund und legen Sie die zum Einstieg über das Video.
Halten Sie Zuschauer im Video
- Unterhalten sie den Zuschauer – oder anders herum: Langweilen Sie den Zuschauer nicht. Nehmen Sie mehrere Einstellungen auf. Nutzen Sie Schnitte. Lange, eintönige Monologe sind schlecht.
- Erzählen Sie kleine Geschichten. Das muss kein ausgefeiltes Storytelling sein. Es reicht davon zu erzählen, wie jemand ein Problem löst. Lesen Sie hier, wie Sie einfaches Storytelling für Ihre Videos umsetzen.
- Menschen langweilen – außer sie streiten sich. Wenn Sie sich selbst zeigen möchten, dann bleiben Sie maximal 20 Sekunden im Bild. Dann sollte mehr zu sehen sein – zum Beispiel Ihr Produkt in Aktion.
- Falls Sie keine Schnittbilder haben, arbeiten Sie mit Textelementen, Grafiken, Effekten. Nutzen Sie Elemente des Disruptive Editing.
- Show don’t tell. Zeigen Sie etwas, statt nur darüber zu erzählen.
- Binden Sie die Zuschauer mit ein, sorgen Sie für Resonanz – etwa mit einem speziellen Angebot, das Sie nur im Video unterbreiten.
- Fordern Sie die Zuschauer zu Kommentaren auf, bitten Sie um einen „Daumen nach oben“,
- Nutzen Sie die Infokarten und die Abspannfunktion in Youtube, um auf weitere Videos zu verlinken.
War das schon alles? Sicher nicht. Nehmen sie sich Zeit und lernen sie. Nutzen Sie die Auswertungsfunktionen von Youtube, um zu erfahren, welche Videos gut ankommen. Manchmal sind dicke Überraschungen dabei und zeigen Ihnen, wo es mit Ihren Videos lang gehen kann.
Nutzen Sie Metadaten für Ihr Youtube-Video
Youtube ist auch Suchmaschine. Korrekte Metadaten helfen Youtube, Ihren Content richtig einzuordnen. Wichtig sind:
- Überschrift: Schreiben Sie, um welches Thema es im Video geht.
- Beschreibung: Hier folgt eine ausführlicher Text über die Inhalte des Films. (Hier ist auch Platz für Links, zum Beispiel auf Ihre Homepage).
- Tags: Schlagwörter, die den Inhalt Ihres Videos beschreiben. Die Tags haben laut Youtube mittlerweile an Bedeutung verloren und lohnen nur dann, wenn Sie fehlerhafte Schreibweisen mit abfangen wollen, etwa „Exel“ statt „Excel“.
Aus meiner Sicht am wichtigsten sind die Überschrift und die Beschreibung. Nehmen Sie sich hier etwas mehr Zeit und überlegen Sie: „Wonach suchen die Leute, wenn sie mein Video finden wollen“.
Arbeiten Sie mit Thumbnails
Thumbnails sind kleine Vorschaugrafiken für die Videos. Sofern Sie nicht ein eigenes Thumbnail erzeugen, wählt Youtube ein Bild aus Ihrem Video. Damit aber verschenken Sie Klickpotenzial. Denn mit einem eigenen Thumbnail können Sie den wichtigsten Inhalt Ihres Videos hervorheben und auffälliger gestalten.
Tipp: Platzieren Sie bildwichtige Inhalte mit Hilfe der Drittelregel.
Nutzen Sie die Analyse
Youtube erlaubt Ihnen, jedes Video bis ins Detail zu analysieren. Hier die aus meiner Sicht wichtigsten Werkzeuge:
Verweildauer im Video
Die Verweildauer zeigt, nicht nur, wie lange sich die Zusehenden mit Ihrem Video befasst haben. Vielmehr sehen Sie, welche Passagen Ihres Videos funktionieren und welche nicht. Entlang eines Zeitstrahls sehen Sie, wie viele Zusehende bei Ihrem Film bleiben.
Youtube hilft Ihnen und hebt Stellen hervor, bei denen die Zuschauerzahl eingebrochen oder nach oben gegangen ist.
Mein Tipp: Untersuchen Sie die Verweildauer Ihrer Videos genau und sehen Sie sich die Stellen an, die im Video nicht funktionieren. Lernen Sie daraus.
Klickrate des Videos
Die Klickrate zeigt Ihnen, ob die Überschrift und die Vorschaugrafik des Videos funktionieren.
Ist die Klickrate eines Videos niedrig, überlegen Sie, ob Sie Überschrift und Thumbnail ändern. Hier lässt sich schwer ein Patentrezept geben.
Sehen Sie nach, was Ihre Mitbewerber machen, lassen Sie sich inspirieren und testen Sie. Youtube ist ein Geduldsspiel und Sie müssen sich darauf einstellen, viel zu testen.
Danke für die Tips
Catmaskbabe