Filme drehen mit einem Greenscreen im Hintergrund hat viele Vorteile. Sie blenden den realen Hintergrund aus und ersetzen ihn mit einem beliebigen Bild oder Video, um einen ganz neuen, virtuellen Hintergrund zu schaffen. Doch das Verfahren hat seine Tücken. Hier sind meine Erfahrungen mit dem Dreh vor Grün.
Inhalt
Wozu ein Greenscreen?
Der Greenscreen hilft in beengten Verhältnissen: Soll ein Raum größer erscheinen, als er tatsächlich ist, setzen Sie Ihren Protagonisten vor den Greenscreen und blenden im Hintergrund einen Raum ein.
Dabei sollten Sie aber darauf achten, dass die Größenverhältnisse stimmen. Das Innere einer Streichholzschachtel als Hintergrund wirkt surreal – aber vielleicht ist das ja gerade der Effekt, den Sie brauchen?
Greenbox ideal für wechselnde Themen
Für jedes Themengebiet einen eigenen Hintergrund? Kein Problem mit dem Greenscreen und ideal, um unterschiedliche Sendungen zu drehen. Auch ideal, um Videos für unterschiedliche Auftraggeber oder Abteilungen im Haus aufzuzeichnen.
Greenscreen bauen
Grüne Hintergründe erhalten Sie auf vielen Wegen:
- die Wand im Hintergrund grün tünchen
- Molton-Stoff in „Chroma Green“ kaufen und aufhängen
- Papierhintergrund in Grün
- faltbare Greenscreens
Ich setze gerne einen faltbaren Greenscreen (Amazon-Link) ein, den ich an einer Stange in meinem Büro aufhänge. Der ist kompakt, leicht zu verstauen und halbwegs faltenfrei.
Grünen Hintergrund tauschen
Praktisch alle aktuellen Schnittprogramme bieten Keying-Masken an. Das bedeutet: Sie machen eine bestimmte Farbe im Bild unsichtbar. Dazu markieren Sie die Farbe im Hintergrund. Das Programm blendet die Farbe dann aus und macht den Inhalt der darunter liegenden Videospur sichtbar.
Denken Sie daran, dass das Keying je nach Qualität und Länge der Aufnahme einige Zeit in Anspruch nehmen kann. Je besser Sie die Aufnahme vorbereiten, desto leichter haben Sie es in der Post Production.
Greenscreen ausleuchten
Das Wichtigste ist, den Greenscreen gut auszuleuchten. Er muss hell und gleichmäßig beleuchtet sein, um eine möglichst einheitliche Farbfläche zu ergeben.
Ich nutze dafür zwei LED-Flächenleuchten, die ich etwa auf Kopfhöhe des Protagonisten möglichst auf den Greenscreen richte. Setzen Sie die Lichtquellen etwa im 45-Grad-Winkel zueinander an. Nehmen Sie sich Zeit beim Ausleuchten, um möglichst gleichmäßiges Licht zu erzielen.
Wichtig auch: Nutzen Sie zwei identische, weiche Lichtquellen:
- weich für eine gleichmäßige Ausleuchtung
- identisch, um Unterschiede in der Helligkeit oder der Farbtemperatur zu vermeiden
Tipp: Falls der Greenscreen deutliche Falten hat, probieren Sie es, die Lichtquellen so zu stellen dass Sie möglichst gerade von vorne auf den Screen leuchten. Das verringert die Bildung von Schatten. Lesen Sie hier mehr über typische Lichtquellen für Filme.
Green Spill
Je weiter Ihr Protagonist vom Greenscreen entfernt ist, desto besser. Denn die grüne Fläche reflektiert. Das bedeutet: Schulter und Haare des Protagonisten werden grün angeleuchtet. Diese Farbsäume, auch „Spill“ stören beim Freistellen der Person.
Im Keying lassen sich diese Effekte zwar einigermaßen entfernen. Aber für wirklich saubere Aufnahmen sollten Sie so weit weg vom grünen Hintergrund wie nur möglich.
Eine weitere, gute Maßnahme gegen den Spill-Effekt ist, eine gute Lichtkante zu setzen. Also – wie bei der Dreipunkt-Beleuchtung üblich – den Protagonisten von hinten anzuleuchten. Das kaschiert das Grün und hilft beim Freistellen.
Vorsicht Handbewegungen
Wer es gewohnt ist, in großen Gesten zu sprechen, sollte sich vor dem Greenscreen einschränken. Denn schnelle Handbewegungen vor dem Hintergrund sorgen für unschöne Effekte und dafür das die Hand vom Hintergrund nicht gut freigestellt wird. Solche von der Bewegungsunschärfe verursachten Farbsäume lassen sich beim Keying zwar einschränken. Ebenso kann eine kürzere Belichtungszeit helfen. Aber das eine kostet Zeit und die kürzere Belichtungszeit kann bei schnellen Bewegungen wiederum zu unschönen Rucklern führen.
Der Protagonist sollte also keine großen Gesten machen und nicht winken. Handbewegungen vor dem Körper hingegen sind kein Problem. Auch langsame Bewegungen vor dem Screen sind machbar.
Der richtige Codec
Verwenden Sie für den Greenscreen-Dreh den best möglichen Codec, den Ihre Kamera zu bieten hat. Ideal ist eine Farbauflösung von mindestens 4:2:2 und eine möglichst hohe Bitrate. Grund dafür: Für das Keying braucht Ihre Software möglichst viele Informationen – je mehr davon, desto genauer funktioniert das Freistellen. Generell haben Sie mit einer Kamera mit großem Sensor und hoher Farbauflösung bessere Chancen als mit dem Smartphone. Die Aufnahmen hier sind mit der Sony PXW FS5 gedreht.
Blende auf, geringe Schärfentiefe
Ein letzter Tipp noch: versuchen Sie, den Hintergrund möglichst unscharf zu bekommen. Drehen Sie mit möglichst offener Blende und nicht zu weitwinkelig. Also zum Beispiel mit 50 mm Brennweite und Blende 4. Das Resultat: Je weiter der Abstand des Protagonisten, desto unschärfer wird der Hintergrund. Das wiederum sorgt für eine homogene Farbfläche, die das Keying weiter erleichtert.
Denken Sie daran, die Arbeit mit dem Greenscreen vorab einzuplanen, wenn Sie ein Video drehen wollen. Geben Sie sich bei den ersten Versuchen mehr Zeit, um ein gutes Ergebnis hinzubekommen.